186
C. Länderkunde.
b) Königreich Norwegen.
;V7 der Halbinsel, etwas mehr als 2/7 ihrer Bewohner, Dichte 7 auf 1 qkm
(V17 des Deutschen Reiches).
§ 292. Norwegen ist der atlantische Küstenstreifen Skandinaviens.
Drei Viertel seines Bodens sind unbebaut. Im mittleren Teile sind große
Waldungen. Die Bevölkerung wohnt überwiegend an der Küste und
lebt von Fischfang und Schiffahrt. Die norwegische Handelsflotte ist die
dritte Europas. Wegen feiner Naturschvuheiteu wird das Land viel von
Fremden besucht, die bis ans Nordkap fahren, um die Mitternachtssonne
zu sehen (längster Tag unter 71° schon über 2 Monate).
102. Svolvaer am Westfjord, der wichtigste Fischereiplatz in den Lofot-Jnseln.
Etwa in der Mitte der von zahllosen Schären umkränzten Inseln liegt Svolvaer. Auf den Bänken vor
der Stadt erscheint Mitte Januar der Dorsch zum Laichen in solchen Mengen, dag das Wasser von der
Milch der Dorschmännchen getrübt erscheint. Mitte März ist der Höhepunkt des Fanges. Dann ruhen
die anderen norwegischen Seefischereien. Die meisten Fischer bleiben bis Mitte April. Das Jahr 1895
brachte einen überaus reichen Fang von 46 Mi». Dorschen. (Nach Henking, „Die Seefischerei Norwegens".)
Die Hauptstadt ist Kristiania, sehr schön am Ende des Kristiania-
Fjord gelegen (wie St. Petersburg unter 60" X). Es ist jetzt Norwegens
erste Handelsstadt (245). Am Ozean ist Bergen die wichtigste Fischer-
stadt. Weiter nördlich führt Trondhjem [trunjemj Kupfer und Erze aus.
Beide haben Eisenbahnverbindung mit Kristiania. Auf deu Lofot-Jnseln
stellen im März etwa 30000 Fischer dem Dorsch nach (Lebertran). Tromsö
ist Mittelpunkt der nordischen Fischerei, Nar v ik Endpunkt der lappländischen
Bahn und Ausfuhrort für Erze. Fast unter 71" X befindet sich der nörd-
lichste Hasen der Erde, das kleine Hammerfest.
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Skandinaviens Europas Nordkap Westfjord Petersburg Norwegens Hammerfest
Ii. Die außereuropäischen Erdteile. — 1. Amerika.
weites Wald- und Wiesenland. Die Mitte ist ein Grasland, aber auch Korn-
kammer und Viehzuchtgebiet. Der vorherrschende Südwestwind kommt über
Land und ist deshalb trocken, so daß kein Wald aufkommt. Der 8 (die Pampas
— Offene Felder) hat gemäßigtes Klima und ist ein wertvolles Ackergebiet.
Die riesigen Herden von Schafen, Pferden und Rindern werden von berittenen
Hirten gehütet.
4. Politische Übersicht.
§ 327. Venezuela [roenefjueta] (= Klein-Venedig, da die Indianer ihre
Küstenwohnungen auf Pfählen erbauten) ist nur zum kleineren Teil bebaut
und besteht meist aus Grasland; im 8 greift es in das Waldgebiet des
Amazonenstroms hinüber. Im W liegt der See von Maracäibo, eine
Meeresbucht. Die Ausfuhr besteht vor allem aus Kaffee, Kakao und
Kautschuk. Die auf der Hochebene gelegene Hauptstadt Caracas steht
durch eine Bahn in Verbindung mit ihrem Hafen La Guayra Igwä-ira^.
Aufgabe. Welche anderen Städtepaare dieser Art sind in Südamerika zu
nennen?
Eine größere europäische Kolonie ist Guayana, geteilt zwischen Frank-
reich, England und Holland. Der englische Teil ist am größten und liefert
Zucker; das französische Gebiet wird als Verbrecherkolonie benutzt. Es ist
das Land „wo der Pfeffer wächst"; wegen des mörderischen Klimas nennt
man es „die trockene Guillotine Frankreichs".
§ 328. Die Vereinigten Staaten von Brasilien, fast 16mal so groß
wie das Deutsche Reich, mit nur 21 Mill. Einwohnern, umfassen außer
dem Hochlande von Guayana und den Ebenen des Amazonenstroms noch
einen Teil des Paranagebiets. Die Bewohner sind meist Mestizen und
Weiße mit portugiesischer Sprache, dazu Neger und Mulatten. Die In-
dianer sind in die Wälder zurückgedrängt und stehen auf niedrigster Stufe
der Gesittung.
Wirtschaftliche Bedeutung. Die üppigen Erträge der tropischen Pflanzen-
welt machen Brasilien zu einem wichtigen Produktionsland. Es ist das
Hauptgebiet der Erde für Kaffee und Kautschuk, dazu liefert es Baum-
wolle, Rohrzucker, Tabak und Farbhölzer, außerdem Gold und Diamanten.
Die deutsche Schiffahrt ist durch ihre größten Gesellschaften an Ein- und
Ausfuhr stark beteiligt.
Städte. Weil das Innere durch Straßen und Bahnen wenig er-
schlössen ist, liegen die Städte an der Küste. Rio de Janeiro [liu
de bschanerul, d. i. Januarsfluß (844), hat seinen Namen davon, daß es am
1. Januar (1501) entdeckt wurde. Die Hafenbucht ist eine der schönsten der .
Welt. Rio de Janeiro ist der bedeutendste Kasfeemarkt und die wichtigste
Hafenstadt Brasiliens. Bahia [bata], d. i. Bai, und Pernambüco,
d. i. Haff (Endpunkt des deutschen Kabels), sind Häfen für Zucker, Farbholz,
Baumwolle und Tabak; Para ist Ausfuhrplatz für das Riesengebiet des
Amazonenstroms, namentlich für Kautschuk. Bis Mauaos am Amazonen-
ström gehen die Ozeandampfer.
14-!-
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Extrahierte Personennamen: Janeiro
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Venezuela Maracäibo Caracas La_Guayra Guayana Frank- England Holland Brasilien Deutsche_Reich Guayana Brasilien Brasiliens Bahia
212
C. Länderkunde.
§ 329. Der N der Pampas gehört zu Paraguay. Uruguay treibt
große Viehzucht, deshalb besteht rege Ausfuhr von Häuten, Fleisch und
Fleischextrakt. Montevideo (= Schauberg), das eine herrliche Aussicht
auss Meer bietet, ist die Hafenstadt an der riesigen La Pläta-Mündung.
Fray Bentos am Uruguay hat große Schlächtereien für Rindvieh und ist
Ausfuhrort des Licbigschen Fleischextrakts.
115. Kaffee-Plantage in Costa Rica.
Der Kaffeebaum braucht bis zur Blüte viel Feuchtigkeit, dazu in sehr heiszen Ländern schattenspendende
Schutzbäume. Im Fleisch der kirschenartigen Steinfrüchte sitzen in pergamentartiger Haut zwei Samen.
Die reifen, violetten Früchte werden gepflückt, auf einen Haufen geschüttet, damit das Fleisch in Gärung
gerät und sich leichter ablöst, dann durch strömendes Wasser nach dem Gewicht sortiert und hierauf ge-
trocknet. Auf Quetschmaschinen entfernt man das Fleisch, unter der Walze wird die Pergamenthaut ab-
geschält. Zum Schluß werden die Früchte ausgelesen und verpackt.
Argentinien ist das Land der Pampas. Seine Ausfuhr an Getreide
beträgt jährlich fast 1000 Mill. Mk., die Viehzuchtproduktion (Wolle, Fleisch
und Häute) rund 400 Mill. Mk. Buenos Aires (= Gute Lüfte, 1100),
die größte Stadt und der bedeutendste Hafen in Südamerika, steht in leb-
hafter Verbindung mit Europa. Die Bahnfahrt bis Valparaiso dauert
2^2 Tage.
Patagonien ist ein niedriges Hochland, steinig und unwirtlich wie kaum
ein nordeuropäisches Gebiet. Im Sw reichen die Gletscher bis ans Meer.
Der "Vt gehört zu Chile, der O zu Argentinien. In gleicher Weise ist der
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r~r-
Ii. Die außereuropäischen Erdteile. — 2. Asien. 233
Vahnnetzes ist der Wallfahrtsort Allah ab äd (Stadt Allahs). Auf einer
Bodenschwelle zwischen dem Indus- und Gangesgebiet liegt Delhi (210),
Mher Residenz des Großmoguls, dem einst das Land gehörte; es ist voll
von Palästen und Tempeln. Der südöstliche, am tiefsten gelegene Teil ist
d^as heißfeuchte Bengalen, ein Gebiet von unerschöpflicher Fruchtbarkeit,
ier bilden Ganges und Brahmaputra das größte Delta der Erde, fünfmal
groß wie Württemberg. Es ist vielfach ein undurchdringliches tropisches
ickicht (Dschungel), in dem die ärmste Kaste der Inder aus umwallten
„Walzgärten" durch Verdunsten des Wassers Salz gewinnt. Sie werden
oft eine Beute der hier hausenden Tiger. Der westlichste Arm des Deltas
wird durch Ausbaggerung schiffbar erhalten. An ihm liegt Kalkutta
(174 Mill.), die größte indische Stadt, die aus der schmutzigen „schwarzen
Stadt" der Eingeborenen und der glänzenden „weißen Stadt" der Europäer
gesteht, das „indische London". Die Dampferfahrt bis London währt
'Li Tage. Von einem Dorfe hat es sich zum Welthafen emporgeschwungen.
Es ist Hauptstadt des Indischen Reiches, Sitz des Vizekönigs von Indien,
der als Generalgouverneur das Land verwaltet.
Jenseit des Brahmaputra, schon an der Wurzel Hinterindiens, liegt
Assam, die Heimat des Tees.
i Zeichnung: Das Gebiet des Ganges und des Brahmaputra.
l£)er Wendekreis und der 90. Längenkreis gehen durch das Delta.
§ 359. 4. Das Hochland von Dekhan zeigt an seinen beiden Küsten
I^'Namen nach der Karte!) verschiedene Verhältnisse: die westliche ist steil
und günstig für die Schiffahrt. Hier liegt Bombay [homii]P{'£lfy; eine
^Znselstadt mit trefflichem Hafen, durch Eisenbahnen mit Hindostan und der
jostküste verbunden; es ist Hauptausfuhrplatz der indischen Baumwolle.
idie Ostküste ist flach und hafenarm; wegen der heftigen Brandung müssen
'die für Madras (500) bestimmten Waren auf hoher See ausgeladen und in
Booten ans Land geschafft werden. Die Westküste ist infolge der starken
Niederschläge mit dichten Wäldern bedeckt, in denen das für den Schiffbau
wichtige Tiekholz geschlagen wird. Auf den Höhen wächst das Sandelholz,
das zur Herstellung des Weihrauchs dient. Das Innere ist ärmer an
Niederschlägen als die Küste, liefert aber bei künstlicher Bewässerung reiche
Ernten an Baumwolle, Getreide, Opium und Kaffee. Es ist sehr reich an
Edelsteinen, Gold, Kupfer, Eisen und Kohlen. Beim Ausbleiben des Monsun-
regens entstanden früher furchtbare Hungersnöte, die aber nach dem Ans-
bau des euglisch-indischen Bahnnetzes (50000 km) erfolgreich bekämpft werden.
Die größte Stadt im Innern ist Haidarabad (450).
§ 360. 5. Die Insel Ceylon ist von Indien nur durch die seichte
Palk-Straße getrennt. An der Westküste sammeln sich im Frühjahr
unabsehbare Scharen von Perlenfischern. Der einst üppige Wald wich
igrößtenteils dem Anbau des in riesigen Mengen ausgeführten Tees, des
Kaffees und des Chinarindenbaumes, die in dem heißen, feuchten Klima
't>er fruchtbaren Insel vorzüglich gedeihen. Eolömbo (160) ist Sitz des
Großhandels und ein Mittelpunkt der Schiffahrt im Indischen Ozean.
I
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Extrahierte Personennamen: Dekhan
Extrahierte Ortsnamen: Asien Allahs Indus- Bengalen Württemberg Kalkutta London Indien Assam Bombay Madras Ceylon Indien Indischen_Ozean
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Extrahierte Personennamen: Bangka Java
Extrahierte Ortsnamen: Asien Hinterindien Europas Sumatra Deutsche_Reich Niederländern Sumatra Sumatra Batävia
44 Die fremden Erdteile. Asien.
Afrika hin. Das Innere ist steppenartig; die Küstenstufen sind wohlbewässert'
und zeigen entgegengesetzte Jahreszeiten. Zur Zeit unseres Sommerhalbjahres
weht der 8^.-Monsun und bringt der Küste Malabar reichliche Regengüsse,
während er auf Koromandel heiße Trockenheit hervorruft. Zur Zeit unseres
Winterhalbjahres weht der Wind aus No. und bringt der Küste Koromandel
die Regenzeit, so daß Malabar jetzt Trockenzeit hat.' — Dekan ist reich an
Diamanten. Malabar ist die Heimat des Pfefferstrauchs.
In 8. liegt die Insel Ceylon, vom Festlande durch die seichte, an
Kvrallenbauten reiche Palkstraße (-pök) getrennt. Sie ist reich an tropischen
Erzeugnissen aller Art und gehört zu den best bebauten Kolonial-
ländern der Erde. — Ceylon ist die Heimat des Zimt bäum es und
führt Tee, Kokosnüsse und Chinarinde aus.
Die Bewohner sind zum weitaus größten Teil Hindu, die den
östlichsten Zweig der mittelländischen Rasse bilden. Sie verdrängten einst
die dunkelfarbigen Dravida, die als Ureinwohner des Landes anzusehen
sind und mehr oder weniger mit den Hindu vermischt in Dekan und Ceylon
leben. Die Hindu bilden nach den Chinesen das zahlreichste aller Völker
der Erde. Ihre uralte Religion ist die brahmanische, so genannt nach
Brahma, dem höchsten Gott der Gottdreiheit. Die heiligen Bücher wurden
bereits vor 3000 Jahren in der alten Sanskritsprache verfaßt. Der
Hindu glaubt an die Seelenwanderung und verehrt manche Tiere als heilig.
Die Tempel, Pagoden, sind oft schwerfällige Steinkoloffe, im Innern aber
aufs herrlichste geschmückt. Besonders berühmt sind die Höhlentempel um
Bombay. — Der Hindu gilt als sanft und harmlos, neigt zu beschaulichen
Betrachtungen, ist in allerlei Handfertigkeiten sehr geschickt, bewundernswert
als Gaukler, mäßig in seiner Lebensweise, nicht selten aber auch entnervt
und verweichlicht. Die gesellschaftlichen Verhältnisse leiden unter dem uralten
Kastenwesen, das insonderheit auch der Ausbreitung des Christentums sehr
hinderlich ist; die moderne Arbeitsteilung hat indessen das Kastenwesen durch-
brochen.
Das Wunderland Indien lockte feit den ältesten Zeiten die Eroberer
und Kaufleute an. In: Laufe der Zeit gewannen die Engländer immer mehr
Einfluß in Indien, und heute besitzen sie fast ganz Vorderindien als indi-
ich es Kaiserreich. Nur l50000 Briten leben im Lande als Beamte, Kauf-
leute und Soldaten. — Die Engländer haben Anbau, Gewerbefleiß und Ver-
kehr fo sehr gefördert, daß fast die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr
aus Indien kommt. Indien ist das erste Rohrzuckerland der Erde, es-
führt am meisten Tee und Reis aus, es ist das zweite Baumwollen-
land der Erde. Auch Jute und Opium werden ausgeführt. Der inländische
Verkehr wird durch ein großartiges Eisenbahnnetz gefördert.
Der d eutfch-indisch e H andel ist sehr lebhast; er umfaßt '/» des
gesamten indischen Außenhandels und steht an der 3. Stelle. Das Deutsche
Reich bekommt aus Indien vor allem Baumwolle, Jute, Reis u. a. Früchte.
Vorderindien besitzt bei seiner großen Bevölkerungsanhäufung natürlich
zahlreiche Großstädte. £ ttalfutta, Hst. und Sitz des Vizekönigs, wichtigster
Einfuhrhafen Indiens mit dem dichtbevölkerten Hindustan als Hinterland,
daher trotz ungesunder Lage das „indische London". — »Zibenares, am
heiligen Ganges, das indische Rom mit seinen vielen Pagoden, seinen Pilgern,
der Sitz brahmanifcher Gelehrsamkeit. — -z«D el h i, an? einst die glänzende
Hst. des Großmoguls*), heute nur ein Schatten früherer Größe — »Lahöre,
*) Ein mongolischer Fremdherrscher.
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Ceylon Ceylon Ceylon Bombay Indien Indien Indien Indien Indien Indiens Rom
46 Die fremden Erdteile. Asien.
Seiten des Gleichers zwischen Südasien und Australien ausbreiten. Man
unterscheidet: 1. die Großen Snndainseln (Börneo, Sumatra, Java,
Selebes), 2. die Kleinen Snndainseln, 3. die Philippinen, 4. die
Molukken oder G e w ü r z i n s e l n. — Der Boden der Inseln ist
überall gebirgig. Eine lange Reihe zum Teil tätiger Vulkane zieht sich
über Sumatra, Java, die kleinen Sundainseln und dann n. bis zu den
Philippinen. Java ist mit seiuen 14 tätigen Vulkanen (mit den
erloschenen über 100) die vulkanreichste Stelle der Erde.
Der letzte großartige Ausbruch dieses Vulkanherdes war Ende August
1883 in der Sundastratze; es wurde ein Gebiet lx/2 mal so groß wie unser
Vaterland mit Asche bedeckt. Die feinsten Teilchen wurden z, T. bis zu
30 km_ emporgeschleudert, hier von den östlichen Lustströmungen erfaßt und
über die Aquatorgebiete und die ganze nördliche Halbkugel ausgebreitet. (S. 30.)
Diese Stäubchen erzeugten u. a. auch in unsern Gegenden die prächtigen
Dämmerungserscheinungen des Herbstes und Frühwinters 1883. Bei dem
Ausbruch wurden soviel Bimssteine ausgeworfen, daß sie weithin das
Meer bedeckten und daß es unmöglich war, mit Schöpfeimern zum Wasser
zu gelangen. Achtzehn Stunden hindurch war der Himmel durch den empor-
gewirbelten Rauch und die Steine verfinstert.
Das feuchtwarme, gleichmäßige tropische Seeklima befördert die
Entwicklung einer üppigen Pflanzenwelt. Zu den sonstigen Kulturpflanzen
der heißen Zone treten noch die hier einheimischen Gewürze, als
Kampferbaum, Gewürznelken, Muskatnüsse, und auf den Philippinen Manila-
Hanf auf. Nutzpflanzen, wie Kokospalmen und Brotfruchtbaum, namentlich
aber Zuckerrohr und Reis, gedeihen in Menge. Auch die Tierwelt ist auf
den Inseln reich entwickelt. Es seien erwähnt Orang-Utan, Königstiger, der
Elefant als wichtiges Haustier und Papageien.
Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Mala Yen, die sich zur
Lehre Mohammeds bekennen und sorglose Ackerbauer oder kühne Seeräuber
sind. Im Innern der großen Inseln herrscht unter ihnen noch viel Wild-
heit. — Für Europäer ist das Klima der niederen Küsten- und Sumpf-
gebiete sehr ungesund.
Der indische Archipel war wegen seiner seltenen Gewürze und kostbaren
Bodenschätze seit der Entdeckung des Seeweges noch Ostindien das Ziel
europäischer Seefahrer. Zunächst erwarben die Portugiesen und Spanier
Kolonialbesitz, da ihre Seemacht damals am meisten entwickelt war, dann die
Niederländer. Heute ist hier der niederländische Kolonialbesitz
herrschend.
a) Die Niederländer besitzen die Großen und Kleinen Sunda-
inseln und die Molukken. Die größte Insel des Archipels ist Bornco,
(S. 20). Die Niederländer haben an den Küsten Niederlassungen,' das Innere
ist noch größtenteils unbekannt. Die Nw.=Seite der Insel ist englisch.
Sumatra, größer als Norddeutschland, liefert guten Tabak, ferner Kampfer
und Pfeffer,- es ist im Innern ebenfalls noch wenig bekannt. An der 80.-
Seite die kleine zinnreiche Jnfel Banka. — Selebcs, die östlichste der Sunda-
inseln, ist sehr stark gegliedert.
Der Preis eines Wunderlandes gebührt vor allem Java. Die Insel ist
so groß wie Süddeutschland, hat aber doppelt so viel E. Die sehr fruchtbare,
äußerst sorgsam angebaute Insel liefert ungeheure Ernten von allerlei tropt-
fchen Gewächsen, namentlich sehr geschätzten Kaffee, Reis, Rohrzucker,
Chinarinde und Tabak. Die Insel ist „die Perle der Krone der Nieder-
lande". Hsi -zcbatavia, Hauptstapelplatz des niederländischen Handels m
Ostindien, den Vorrang hat diese Stadt seit Eröffnung des Sueskanals an
Singapur abtreten müssen.
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Extrahierte Personennamen: August Mohammeds Hsi_-zcbatavia
Extrahierte Ortsnamen: Asien Australien Sumatra Sumatra Ostindien Sumatra Norddeutschland Nieder- Ostindien
80
Die fremden Erdteile. Amerika.
b) Staaten. Das ganze Gebiet umschließt die Freistaaten Brasilien,
Argentinien, Paraguay und Uruguay, die Kolonien von Guayana
und einen Teil von Venezuela.
1. Brasilien umfaßt die Selvas und das Brasilische Bergland. Fast
nur die Küstenstreifen sind seßhaft bewohnt von Negern, Indianern
und Mischlingen; nur J/4 des Volkes besteht aus Weißen, meist portu-
giesisch sprechenden Katholiken. Im Innern Indianer.
Die reichen Naturschätze Brasiliens werden noch nicht ausreichend ver-
wertet. Doch schon jetzt ist Brasilien das erste Kaffeeland und das
erste Kautschukland der Erde, so daß das Land mehr Kaffee und
Kautschuk liefert, als alle andern Länder zusammengenommen. Außerdem führt
Brasilien noch Kakao und Häute aus.
Das Land ist seit längerer Zeit das Ziel deutscher Auswanderer.
In den Südstaaten leben mehr als 400 Tsd. Deutsche, deren Siedlungen
gut gedeihen.
Der deutsch-brasilische Handel ist gleich 1/7 des gesamten brasilischen Außen-
Handels. Das Reich steht an 3. Stelle (3/5* Kaffee, 1/6 Kautschuk, 1/9 Rindshäute).
Orio de Janeiro (riu d'fchanern), d. i. Januarfluß; die Entdecker
hielten den engen Eingang zu der wundervollen Bai, an der die Stadt liegt,
für einen Fluß — am 1. Jan. 1501. — Rio ist der 1. Seehandelsplatz.
S a n t o s ist durch die Kaffeeausfuhr eine bedeutende Handelsstadt geworden,
Para durch Kautschukausfuhr. Seehandel treiben außerdem »Bahia
(ba-ka) und Apernambüco.
2. Die 3 südlichen Republiken Paraguy, Uruguay (urugwa-i) und
Argentinien sind sehr reich an Viehherden und führen.wolle, Häute,
Fleisch, Fleischextrakt, gefrorenes Fleisch und andere tierische
Erzeugnisse aus. Die Argentina ist eine Kornkammer der Erde, besonders
Weizen wird ausgeführt.
Argentinien und Uruguay werden viel von italienischen Auswanderern
aufgesucht, 1ji der gesamten Bevölkerung Argentiniens sind eingewanderte
Fremde.
Die Hst. von Argentinien ist O Buenos Aires (a-'ires) = gute
Lüfte, so genannt wegen des heiteren Himmels. Es ist die größte Stadt
Südamerikas und ihr Welthafen. In Argentina etwa 60 Tsd. Deutsche.
Der deutsch-argentinische Handel ist gleich '/g des argent. Außen-
handels. Deutschland steht an 2. Stelle (Wolle und Weizen 1ig)-
Paraguay ist durch Kriege sehr heruntergekommen.
In Uruguay ist die Hst. Montevideo. Aus Fray-Bentos (srai-
wentos) stammt Liebigs Fleischsaft.
3. Das koloniale Guayana (gwajana) nimmt den 0. des Berg-
landes von Guayana und den davorliegenden heißfeuchten Küstensaum ein;
an der Küste ist es sehr ungesund, obgleich von ergiebiger Fruchtbarkeit.
Hier haben Franzosen, Niederländer und Engländer Besitzungen.
Das französische Gebiet mit Cayenne (kajänn) ist eine Strafkolonie mit
besonders mörderischem Klima; sie und der niederländische Besitz sind
zurückgegangen; dagegen blüht Britisch Guayana.
*) S/5 Kaffee heißt: 3/& des Wertes der von Brasilien nach Deutschland
gehenden Aussuhr ist Kaffee.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Orio_de_Janeiro Jan Seehandelsplatz Liebigs
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Brasilien Argentinien Paraguay Uruguay Guayana Venezuela Brasiliens Uruguay Argentinien Argentinien Uruguay Argentiniens Argentinien Buenos_Aires Argentina Deutschland Paraguay Uruguay Montevideo Guayana Guayana Niederländer Guayana Brasilien Deutschland
1*24 Europa.
Das Skandinavische Hochland ist besonders im 8. reich an Mineralien,
insonderheit an Erzen. Das schwedische Schmiedeeisen ist unübertroffen.
Doch fehlt dem Lande Kohle und Salz.
2. Tie Bewohner. Die Hauptmasse der evangelischen Bevölkerung
besteht aus den n o rd g erm a n isch en Norwegern, den Nachkommen der
Normannen und Wikingers) und Schweden. Die Volksbildung steht
trotz der in der Landesnatur liegenden Hindernisse auf hoher Stufe. In
den kleinen Dörfern und weit zerstreut liegenden Einzelgehöften sorgen
Eltern und besonders Wanderlehrer für den nötigen Unterricht der Jugend,
Die Finnen und Lappen leben in nördlichen Gebirgen und Küstenstrichen.
Sie ernähren sich von der Renntierzucht, dem Fischsange, etwas Ackerbau
und Jagd. — Skandinavien hat unter allen Ländern Europas die
geringste Bevölkernugsdichtigkeit, Diese Erscheinung ist in der
rauhen, uuwirtbaren Natur des Binnenlandes begründet.
Nahrungsquellen. Die Norweger wurden durch die karge Natur
und als Anwohner des offenen Meeres von altersher (Normannenfahrten,
Winland) auf die See hingewiesen. Die Handelsflotte des kleinen Zwei-
Millionenvolkes ist die viertgrößte der Erde. Die Hauptausfuhr besteht in
Seuchen**), Heringen und Stockfisch, und Holz, die Haupteinfuhr in Getreide
und Fabrikaten. Der Ackerbau beschränkt sich auf den Küstensaum an den
Fjorden und auf günstig gelegene Gebirgstäler — Die Schweden sind in
dem geräumigen Flachlande A ckerb a u er und bringen aus ihrem waldreichen
Lande Holz und verarbeiten Holz (Holzstoff, Papier, Streichhölzer) und
außerdem gutes Eisen in den Handel. Die Industrie ist in beiden
Ländern gering, da es an Kohlen fehlt. Nennenswert ist die Bereitung
von Zündhölzern und der Schiffbau.
Der deutfch-schwedische Handel umfaßt fast J/3 des gauzen
schwedischen Außenhandels und nimmt die 1. Stelle ein (aus Schweden:
1la Holz, !/5 Eisenerze).
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Skandinavien besteht
aus den Königreichen Schweden und Norwegen Zur Zeit Gustav Adolfs
war Schweden die erste Ostseemacht; noch heute sind die Anwohner dieses
Meeres meist evangelisch,
a) In Schweden, 448 000 qkm, 5 Mill. E.: * Stockholm, am Ausgange
des Mälarsees ins Meer, auf Inseln (Holmen) und Halbinseln sehr schön
gelegen, „das nordische Venedig"; Hst., erste Industriestadt und Handelshafen
der Halbinsel, Ausfuhrhafen für schwedisches Eisen und Holz; Mittelpuukt
des geselligen und wissenschaftlichen Lebens im Reiche. — 11 psala, alte
Pflegestätte der Wissenschaft in Skandinavien; Universität', Sitz des Erzbischof
Primas. — * Göteborg (jöteborg. deutsch Gotenburg), zwette Handelsstadt
Schwedens. — Malmö, Ausfuhrhasen der fruchtbaren Landschaft Schonen.
— Haparanda, n. Hafen, bekannte Wetterwarte. — Zu Schweden gehört
die Ostseeinsel Gotland mit Wisby, zur Zeit der Hansa sehr bedeutend.
b) In Norwegen, 321000 qkm, 2 Mill. E.: * Mristiania, sehr schön ge-
legene Hst. und einzige Großstadt Norwegens? Universität. — Bergen,
Hauptfischmarkt des Landes, Massenfang des Herings. — Dronth eim, alte
Hauptstadt Norwegens, in fruchtbarer Gegend am gleichnamigen Fjord ge-
legen. Handelsstadt. Von hier aus über die sonst unwegsamen Uelde
*) Wik-Bucht, Wikinger — Buchten-, Fjordmänner,- vergl. Repkja-vik.
Putziger Wiek.
**) 1900 trieben Seefischerei in 3! o rw e g cnj40 T.. in England 110,
in Holland 20, und im T eutschen Reiche 10 T. Menschen.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
Extrahierte Ortsnamen: Europa Schweden Europas Winland Schweden Schweden Schweden Norwegen Schweden Stockholm Skandinavien Schwedens Haparanda Schweden Gotland Norwegen Norwegens Herings Norwegens England Holland
Südamerika.
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Hochbecken ist das von Quito am berühmtesten; es ist umgeben von
Schneebergen, wie dem Chimborazo (tschimborasso) und dem höchsten
tätigen Vulkan der Erde, dem Cotopaxi. Hier oben herrscht das ganze
Jahr Aprilwetter im schlimmsten Sinne des Wortes: Morgens Sonnenschein,
am Mittage Nebel, Regen, Schnee, Hagel und Gewitter, des Nachts rauhe
Kälte. Halbwildes Vieh weidet auf den bräunlichgelben Grasflächen. Einige
träge Geier, ein paar unscheinbar gefärbte Vögel vollenden eher das Bild der
Öde, als daß sie es störten.
Mit drei auseinanderstrebenden Ketten enden die Kordilleren im N.
Zeige sie!
4. Der westliche Küstensaum ist zwischen Santiago und Ecuador
äußerst regenarm, weil das hier kühle Meerwasser die Regenbildung verhindert.
Unter dem Wendekreise ist sogar eine Wüste, die von Atacama mit ge-
waltigen Lagern von Salpeter, die Chiles zweiter Hafen, Jquique (ifife)
ausführt.
An eigentümlichen Tieren und Pflanzen in den Kordilleren sind
zu nennen das Lama, Vicuna (wikünja), das Vigognewolle liefert. Über
den Gipfeln des Hochgebirges schwebt der riesige Kondor. In den Süd-
kordilleren hat die Kartoffel ihre Heimat, in den östlichen Nordkordilleren
der Chinarindenbaum. Die Kordilleren haben der Welt seit ihrer Eroberung
durch die Spanier Silber und Gold im Wert von vielen Milliarden
geliefert.
d) Die Bevölkerung der Kordillerenländer besteht vorwiegend aus
Indianern und Mischlingen, zum kleineren Teil aus Kreolen, den
Nachkommen der eingewanderten, vorzugsweise spanischen Weißen. Die
Indianer sind im Ackerbau bewandert.
Auf den Hochbecken von Peru und Bolivia blühte — ähnlich wie in
Mexiko — eine rege Kultur, als diese Länder von den Spaniern erobert
wurden. Die Bevölkerung wohnte in Städten und Dörfern, hatte feste Plätze,
Bergwerke, Kunststraßen und Brückenbauten. Sie trieb Ackerbau, wobei zur
Bewässerung des Erdreichs große^Wasserleitungen angelegt waren, und ver-
ehrte die Sonne in prächtigen Sonnentempeln. Diese Kultur der „Inka"
wurde ebenfalls von den Spaniern vernichtet
Weder die spanische Herrschaft noch die Befreiung von ihr hat den
katholischen Ländern Segen gebracht. Die Freistaaten leiden an Parteihader
und Rassenhaß der Bevölkerung, an Bürgerkriegen und nachlässigem Bodenbau.
Es herrscht oft die ärgste Willkür, Mißachtung der Gesetze, Bestechlichkeit und
Grausamkeit. —
Der Großhandel befindet sich — wie in ganz Süd amerika
— vielfach in der Hand von Deutschen und Engländern, die
besonders den Erdteil mit europäischen Fabrikaten versorgen.
c) Kordilleren -Staaten sind Kolumbia, Ecuador (ektvador), Peru,
Bolivia und Chile, insgesamt von der Fläche Rußlands mit 15 Mill. E.
Nach der Natur und wirtschaftlichen Bedeutung lassen sich die Frei-
staaten in 2 Gruppen bringen:
1. Die zwei nördlichen, Kolumbia und Ecuador sind Länder der
Plantagenwirtschaft. Sie führen Kakao, Kaffee, Zucker, Kautschuk
und Bananen aus.
Kolumbiens Hst. ist Bogota.
In Ecuador die schön gelegene Hst. Quito (ftto).
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Extrahierte Personennamen: Südamerika
Extrahierte Ortsnamen: Quito Ecuador Chiles Peru Mexiko amerika Ecuador Peru Chile Kolumbia Ecuador Kolumbiens Bogota Ecuador